Am 31.08.2024 reparierten und berieten Marek, Berthold und Matthias, um die Fahrradwelt in Münster ein bisschen besser zu machen. Zahlreiche Menschen bekamen Tipps und viele legten selbst Hand an, von der alten Dame mit dem Problemsattel bis zum Jungspund mit der knackenden Schaltung.
Das Foyer der BlackBox im cuba war für den „Schauraum“ reserviert. Menschen kamen und gingen, Besucher*innen der Ausstellung hielten uns für einen Teil der Performance. Wir taten wenig, um das aufzuklären.
Neben etlichen anderen haben diese Menschen selbst performt:
Zitat Berthold: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt. Wir helfen, damit man sich in Zukunft selbst helfen kann. Das Prinzip gibt es ja schon ewig, und es hat sich nichts daran geändert, dass es gut ist.“
Nikolai brauchte einen Tipp, wie er die springende Kettenschaltung verbessern könnte – easy: an der Einstellschraube drehen, weil sich das Kabel in den vergangenen Jahren minimal gelängt hat. Schlimmer war die Acht im Hinterrad, die mir auffiel, während wir mit der Schaltung beschäftigt waren. Ursache war schnell gefunden: Gerissene Speiche auf der Antriebsseite. Sorry – war haben keine Speichen auf Lager.
Birgit besuchte uns wieder – Rücklicht lichtet nicht. Bevor wir alles auseinanderbauen kommt das Kontaktspray zum Einsatz. Voila!
Mario konnte sich bei seinem Rad weitestgehend selbst helfen. Er freute sich über unser Werkzeug und brauchte nur hier und da einen Hinweis oder eine kurze Erklärung. Dann kam das Rad seiner Frau dran: Plattes Vorderrad und das Licht funktioniere nicht – schaun wa ma.
Erstmal aufpumpen und abwarten, ob der Schlauch die Luft hält. Während dessen den Seitenläufer-Dynamo passend einstellen und Käbelchen anschließen. Seitenläufer ans Rad bringen, Rad drehen … ääähhh?!? Das Vorderrad ist ungefähr so beweglich wie ein Mühlstein. Oh je … Ja, es schleift am Kotflügel und die Bremse klemmt auch ein bisschen, aber das alleine ist es nicht. Also Rad ausbauen, Achse festhalten Rad drehen – no way. Die Achse ist fest mit der Nabe verwachsen.
Also Konusse lösen. Die Achse bewegt sich kein Stück. Konusse entfernen, Achse rausziehen … geht nicht. Vorsichtige Schläge mit dem weichen Hämmerchen – nix. Mutter zum Schutz des Gewindes draufsetzen, beherzter Schlag mit 200g Schlosserhammer – nix. Am Ende haben wir es geschafft, die Achse rauszuprügeln. Und wir sehen, was wir noch nie zuvor gesehen haben: Da ist alles voll mit schwarzer teerartiger Klebe. Krass!
Also alles mit Waschbenzin reinigen, wieder einfetten, zusammenbauen. Puh. Wieder was gelernt. Das Vorderrad läuft jetzt wieder wie am ersten Tag. Das Licht zum leuchten zu bringen war dann nur noch Minutensache. Und der Schlauch war i.O.
Natalies Rad sah auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus. Sie kam zu uns, weil das Hinterrad ernorm schwergängig war. Es gab zwei Stellen, an denen der Mantel an Teilen schleifte, aber das konnte nicht der Grund sein. Das Hinterrad verhielt sich wie ein Mühlstein und brauchte genauso viel Kraft um bewegt zu werden: Uff, das ist ernst, dachte ich.
Wenn aussen alles unauffällig ist, dann zerlegen wir es halt, um die Ursache zu finden. Ich erkläre Natalie kurz die Lage und was zu tun ist – und sie macht sich ans Werk. Ich werde abgelenkt von jemand anderem, komme Minuten später zurück und – zack – Hinterrad ist ausgebaut, Klickbox der Nabenschaltung ist richtig demontiert, die Kette hängt ordentlich über dem Ausfallende. Respekt!
Dann wird es fummelig, weil uns das passende Werkzeug fehlt. Also übernehme ich diesen Teil der Arbeit und löse die Konterschrauben für die Einstellung der Lager, entferne sie von der Achse. Wir heben die Kappe mit der Drehmomentstütze ab und uns sehen die Folgen eines Gemetzels. Ich erkläre Natalie, was wir sehen: Das Kugellager existiert nicht mehr. Die Kugeln sind frei verteilt, Reste des Käfigs staken aus der klebigen fettigen schwarzen Masse heraus. Bertholt kann uns zeigen, wie es richtig aussieht, weil er gerade an einer anderen Nabenschaltung arbeitet.
Bertholt zeigt gutes Kugellager
„Schau, Natalie, die Kugeln sehen noch erträglich aus, wenn Du sie sauber machst. Das da ist die Lauffläche des Lager. Die sieht auch noch brauchbar aus. Eigenlich ist das hier ein Totalschaden, aber wenn Du alles gründlich sauber machst und ordentlich einfettest, dann kannst Du wenigstens nach Hause fahren.“ Waschbenzin, Lappen, Lagerfett … Sie macht sich die Hände so richtig dreckig.
Natalie reinigt Kugeln des Lagers
Natalie braucht ein neues Hinterrad, da beisst die Maus keinen Faden ab. Wir können nicht zaubern. Wir können auch keine Garantie geben, dass Dein Rad besser vom Platz rollt, als es draufgerollt ist. Wenn Du so eine Gewissheit möchtest, dann geh‘ zu einer Fachwerkstatt, zahle und sei glücklich.
Was wir Dir garantieren ist dies: Wir reden mit Dir und sind ehrlich dabei. Wir haben kein Interesse daran, Teile oder neue Leezen zu verkaufen. Wir denken, dass es bessser ist zu reparieren, statt komplette Komponenten auszutauschen. Wir denken, dass es gut ist, wenn Du verstehst, wie Dein Rad funktioniert. Und wenn Du verstehst, wie etwas funktioniert, dann kann ein „Experte“ Dir keinen Bären aufbinden.
Wir nehmen uns Zeit für Dich, Dein Rad und die nötigen Erklärungen. Rechne damit, dass wir uns gemeinsam die Hände dreckig machen. Am Ende wirst Du hoffentlich selbstständiger und damit freier.
Bis zum nächsten Mal am 29.06.2024. Ich freu mich drauf 🙂
Zu aufwendig für einen Samstagnachmittag, aber genau unser Ding: Fahrradrestauration. Adrians aktuelles Projekt.
Ich kann mich wirklich nicht beklagen, kein funktionierendes Fahrrad zu haben. 5 Stück zählt die Sammlung im Moment und nimmt meinen kompletten Keller in Beschlag. Aber mit Abstand am meisten genutzt ist mein Stadt-, Bahnhofs- und Alltagsrad. Und das sieht man auch.
Ich hatte immer wieder kleine Reparaturen vorgenommen: Kette geölt, Rostestellen punktuell geschliffen und lackiert um den Verfall zu verzögern. Aber das reicht nicht für einen dauerhaften Erhalt. Also habe ich mir ein neues Ziel gesetzt: Das Rad komplett neu aufbauen und den Rahmen neu lackieren.
Ich werde das Projekt Schritt für Schritt hier beschreiben und dabei immer die Dauer der Arbeitsschritte angeben. Außerdem nenne ich die Kosten und gebe auch kostengünstige Alternativen an.
Schritt 1: Demontage
Am Anfang steht immer die Demontage. Ich hatte mir dafür 2 Stunden vorgestellt, geworden sind es leider 4… Folgende Teile kann ich erhalten:
Rahmen
Gabel
Cockpit mit Vorbau und Lenker
Griffe
Bremsanlage
Schaltung (werde ich aber durch eine andere ersetzen)
Kurbelgarnitur
Räder (Felgen, Naben und Speichen) wird teilweise ersetzt
Nicht mehr erhaltenswürdig:
Ritzel
Kettenblätter
Kette
Kettenschutz
Das Tretlager war eigentlich erst 1 Jahr alt. Da diese häufig sehr fest sitzen habe ich das durch eine Fachwerkstatt machen lassen. Dachte ich. Leider war dieses so fest (vermutlich sehr fest angezogen) und verrostet (reichlich Fett hätte das verhindert). Allein dieses Teil ist dafür verantwortlich, dass ich 2 Stunden länger gebraucht habe. Einzig rohe Gewalt und die Metallsäge haben geholfen
Aufgesägte Tretlagerschale
Das Ergebnis: Ein einzelner Fahrradrahmen bereit zum Entlacken und Sandstrahlen
Bereit für Schritt 2: Fahrradrahmen und Gabel
Schritt 2: Entlacken und Sandstrahlen
Dieser Schritt ist komplett optional. Von Hand schleifen und lackieren bzw. teillackieren würde es auch tun.
Ostersamstag 2024, Gedächtnisprotokoll von Matthias
Marek und ich haben heute vielen Menschen geholfen, wieder mobil zu werden oder besser mobil zu sein. Es war wuselig wie immer und von dem, was Marekt gemacht hat, habe ich nur einen kleinen Teil mitbekommen. Vielleicht schreibt er ja auch noch n büschen 🙂
Hier meine Eindrücke des Tages. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen.
Bikepacking
Alles, was wir brauchen, schleppen wir an 😉 Danke an das cuba, dass wir im Hof und im Foyer der Blackbox schrauben dürfen.
Die leere Werkstatt
Martins Tretlager – das konnte er weitgehend selbst austauschen, er brauchte nur Werkzeug. Er brachte das Tretlager selbst mit und ist zu einer Zeit gekommen, so dass der Austausch noch erledigt werden konnte.
Kurbelsplint
Birgits Neverending Story vom Sattel: Das haben wir nun abschließend erledigt. 26.6 statt 26.4 mm Sattelkerze. Plus Austausch des kaputten Sattels auf dem Zweitrad. Birgit immer in Bewegung: Wieder nach Hause, zur Radstation. Und sie kann auch schon selber mit anpacken. Bei der Pedale allerdings braucht sie ein bisschen Hilfe. Wir hatte zum Glück noch ein gebrauchtes Ersatzteil.
Birgits Sattel, eingerissen.
Pedale, rechts, kaputt.
Mirko und sein spartanisches Hollandrad. Mirko brauchte nur hier und da einen Tipp. Und das Werkzeug, um das Lenkkopflager einzustellen – wer hat so was schon zuhause rumliegen?
Guidos sram s7 konnten wir leider nicht herrichten. Sorry, Guido. Das machen wir beim nächsten Mal.
Kabel vom Schaltzug
Marek half Andi, seinen Platten zu flicken.
Päarchen geholfen, Bremszüge zu ölen und Bremse einzustellen.
Gesas Bremse ist nun wieder griffig, Dank Mareks Hilfe.
Christoph hat seinen Freilauf wieder gängig bekommen und weiss jetzt, wie eine Kette genietet wird. Ausserdem ist er in die baulichen Tiefen des Schnellspanners für das Hinterrad eingetaucht.
Christophs alte Kette
Achmed kam vorbei mit einer Kleinigkeit: Der Sattel war locker. Er hat versucht, es selbst zu richten, aber brauchte dann soch einen entscheidenden Tipp – kein Problem.
Bertholt half unauffällig mit feinem Händchen an der einen oder anderen Stelle.
Es ist schön, Gesichter wieder zu sehen 😉
Ich mache gerne Fotos. Und ich repariere gerne. Natürlich steht das Helfen und die Reparatur an diesem Tag im Vordergrund, so dass ich im Tagesverlauf komplett vergessen habe, zu fotografieren. Im Feuereifer der Reparaturen haben wir auch heute unser Gästebuch vernachlässigt.
Folgendes Werkzeug bringen wir üblicherweise zu den Fahrradwerkstatt-Aktionen mit. Die Auflistung eignet sich vor allem für erfahrenere Reperateure. Solltest du dir unsicher sein, ob das Werkzeug für deine Reperatur vorhanden ist, sende uns eine Nachricht.